In Sinzing, von Ostermiething auf der Sinzingerstraße kommend, steht am linken Wegesrand die Haißpauli Kapelle, die etwa in den Jahren 1870 bis 1890 erbaut worden ist.
Die Entstehungsgeschichte der Kapelle wird von einem Text von Rosi Voggenberger zusammen mit einem Bild der Familie Voggenberger in einem schlichten Bilderrahmen im Inneren der Kapelle erzählt:
„Franz Voggenberger gab seiner schwer kranken Frau ein Versprechen. Wenn sie wieder gesund werden würde, würde er zum Dank eine Kapelle erbauen. Maria Voggenberger ist dennoch gestorben und musste den Gatten mit zwei kleinen Kindern zurück lassen. Franz Voggenberger fand später bei der Feldarbeit ein wertvolles Medaillon, für ihn eine Deutung die Kapelle doch zu bauen. Das eingemauerte Medaillon und das dazugehörige Bild wurde von Kapellenplünderern herausgemeißelt und mitgenommen. Durch den Grundtausch mit der Haisbauli Familie ist die Kapelle in deren Besitz übergegangen, wo sie bis heute gut gepflegt wird und Kraftquelle für viele Hilfesuchende ist.“
Maria Schuster, die Mutter der heutigen Besitzer Eduard und Anna Schuster, kann dieses Ereignis noch ergänzen, das sich vor ca. 60 Jahren zugetragen hat: „Das Medaillon, das unterhalb eines Bildes eingebaut war, wurde mit einem Messer herausgestochen. Da das Medaillon nicht mehr ausfindig gemacht werden konnte, hat der damalige Dechant Hager unserer Familie dann ein neues Medaillon überlassen. So wurde das neue Medaillon zusammen mit dem Bild der Gottesmutter eingemauert. Doch leider wurde wieder geplündert und das ganze Bild heraus gestemmt. Noch heute ist die Vertiefung in der Mauer zwischen dem Kreuz und dem Familienbild zu sehen.“
Das Innere der Kapelle ist mit einem Marienaltar, einigen Bildern und einem Kreuz ausgestattet. Das Pflaster ist in rot und weiß gehalten.
Auf einem einfachen Gebetsstuhl sitzend blickt man durch ein Gitter auf die Gottesmutter Maria in einer Lourdesgrotte, einer Nachbildung der felsigen Höhle, in der 1858 im französischen Wallfahrtsort Lourdes dem Bauernmädchen Bernadette Soubirous die Muttergottes erschienen sein soll. Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden solche Grotten an einer Wegkreuzung, am Feldrand oder im Wald errichtet.
Die Instandhaltung, die Versorgung der Kapelle mit Blumenschmuck und die Reinigung erfolgt schon seit Jahren durch Maria, Anna und Eduard Schuster, denen an dieser Stelle dafür ein herzlicher Dank ausgesprochen wird.
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