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Karl Mayr

OA 183 - Die Stubmühle

Die dritte Mühle vom Quellgebiet des Mühlbachs wird im Theresianischen Gültbuch 1750 als „Stubmühle“ in Ostermiething 3 geführt. Als Besitzer wird Stainberger Kaspar angegeben. In der Güterkonskription 1752 ist unter dem selben Besitzer der Hofname als „Stubenmühle“ eingetragen. Im Josephinischen Lagebuch 1787 wird das Anwesen als „Stubenmühle zu Eging“ in Sinzing Nr. 3; zugehörig zur Steuergemeinde Ernsting; geführt. Später, im alten Grundbuch 1790 bis 1793 wird der Name wieder zur „Stubmühle“ geändert. Die damaligen Besitzer Kaspar und Magdalena Steinberger haben die Mühle 1775 erworben.

Der Name „Stubmühle“ oder auch „Stubenmühle“ soll nach mündlichen Überlieferungen daher kommen, dass die Mühle „so eine schöne Stube hatte“.

In der Josephinischen Landesaufnahme von 1777 ( © maps.arcanum.com ) ist die Ortsbezeichnung Eging etwa zwischen Ernsting und dem heutigen Kreisverkehr zu sehen. Auch die Mühlen selbst, die „Bachmuhl“, die „Stubenmuhl“, die „Mittermuhl“ und die „Kogermuhl“ sind hier eingezeichnet.


Josephinische Landesaufnahme von 1777 © maps.arcanum.com

Im Mühlenkatalog von Karl Stauber 1974 wird angeführt: „Ein Kaspar Steinberger war im Jahre 1806 Stubenmüller und ein Valentin Engelsberger war im Jahr 1865 Stubenmüller. Eine Bäckerei war auch einmal dabei, wurde aber seit langer Zeit nicht mehr ausgeübt. Derzeitiger Besitzer ist ein Vinzenz Engelsberger. Diese Mühle ist nur noch jede Woche einmal im Betrieb. Eine Vollgattersäge und eine kleine Landwirtschaft ist auch dabei.“


Leider ist durch mehrmaligen Besitzerwechsel einiges an Wissen über die Geschichte der Stubmühle in Vergessenheit geraten. Ein paar Fotografien aus dem Jahr 2019 zeigen die Reste des Sägewerks und des Mühlrades.


Gatter des Sägewerks
Das oberschlächtige Mühlrad

Die Einsicht in die Taufbücher der Jahre 1821 bis 1898 ergibt eine Auflistung von über 40 Kinder, die am Anwesen in Sinzing 3 geboren wurden. In den Taufbucheinträgen sind die Eltern dieser Kinder als Stubmüller angegeben:


  • Kaspar Steinberger, Stubmüller und Elisabeth

  • Mathias Damoser, Stubmüller und Anna Maria, geb. Schmidlechner, Lenzbauertochter in Riedersbach

  • Sebastian Meindl, Bäcker- und Müllermeister und Anna Maria, geb. Schmidlechner, Lenzbauertochter in Riedersbach

  • Johann Damoser, Stubmüller und Anna Maria, geb. Friedl, Brunnbauertochter in Tarsdorf

  • Valentin Treiber, Stubmüller und Eva, geb Schmidlechner, Schmidlechnertochter in Ernsting

  • Valentin Engelsberger, Stubmüller und Eva, geb. Schmidlechner, Schmidlechnertochter in Ernsting

  • Felix Engelsberger, Stubmüller und Sabina, geb. Hollersbacher, Bauerstochter in Hofstatt 19

  • Felix Engelsberger, Stubmüller und Agathe, geb. Leidl Bauerstochter in Schmidham 3

  • Felix Engelsberger, Stubmüller und Maria, geb. Leidl Bauerstochter in Schmidham 3

  • Vinzenz Engelsberger, Stubmüller


Es ist sehr erfreulich, dass Frau Dipl.-Ing. agr. Kathrin Geiger aus Tittmoning gleich nach der Übernahme des Anwesens im Frühsommer 2022 die ersten Restaurierungsarbeiten in Auftrag gegeben hat und den Aufwand auf sich nimmt, dieses historische Anwesen Ostermiethings vor dem Verfall zu bewahren.


Mittlerweile wurde das Dach des Hauptgebäudes bereits wiederhergestellt und die Sanierung der Innenräume begonnen.


Sanierung des Hauptgebäudes seit 2022

Kathrin Geiger hat mit der Mühle auch eine Mappe mit alten Dokumenten übernommen, die nun so nach und nach gesichtet werden. Interessant zum Beispiel das Hochzeitsfoto und der Trauschein der Eheleute Felix und Maria Engelsberger aus dem Jahr 1898.


Hochzeitsfoto der Eheleute Felix und Maria Engelsberger 1898

Trauschein der Eheleute Felix und Maria Engelsberger 1898

Das Ende der Lehrzeit von Vinzenz Engelsberger, geb. 3.7.1891, dem Sohn der Eheleute Felix und Sabina Engelsberger, wurde mit einem Lehr-Brief der Bäcker und Zuckerbäcker aus dem Jahr 1909 bescheinigt. Es wird hier angeführt dass Vinzenz Engelsberger „vom 1. August 1907 bis 1. August 1909 die Bäcker Profession mit Bereitwilligkeit, Fleis und Genauigkeit erlernt und während seiner Lehrzeit eine untadelhafte, rechtschaffene Aufführung gepflogen hat, zum Gehilfen freigesprochen worden ist“.


Lehr-Brief des Vinzenz Engelsberger vom 31. Juli 1909

Vom Ausbau der Stubmühle durch Vinzenz Engelsberger in den 1920er Jahren sind noch Baupläne der Holzkonstruktion und Rechnungen vom Corona Zweiwalzenstuhl vorhanden. Der Preis des Walzenstuhls von 2690 Schilling entspricht heutzutage etwa 11500 EUR.


Bauplan der Stubmühle im Jahr 1923

Rechnung für den Walzenstuhl im Jahr 1929

Sowohl die Holzkonstruktion der Mühle als auch der Walzenstuhl sind noch heutzutage in gutem Zustand erhalten:


Holzkonstruktion aus den 1920er Jahren

Walzenstuhl aus den 1920er Jahren

Eine Aufnahme ca. aus dem Jahr 1930 zeigt die Familie Engelsberger vor dem Hauptgebäude der Stubmühle.


Familie Engelsberger vor der Stubmühle ca. 1930

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