Schön steht sie oben, die Schlosskirche auf dem Kalvarienberg in Uttendorf. Schon von weitem ist sie zu sehen und lädt uns ein, hinauf zu spazieren und die Aussicht über das Mattigtal zu genießen.
Das Auto lassen wir am besten beim Gemeindeamt stehen und gehen auf dem sehenswerten Markplatz, dem historischen Kern der Marktgemeinde, in Richtung Süden bis man auf der rechten Seite das Wahrzeichen Uttendorfs, die Schlosskirche auf dem Schlossberg erblickt. Vorbei am Kriegerdenkmal kommen wir bergwärts auf einem Fußweg, der von der Landjugend hervorragend saniert wurde, gesäumt von fünf Stationen des Kreuzweges. Nach der letzten Station führt die Stiege direkt zur Kirche, auf deren Turm sofort die Jahreszahlen 1877, 1908, 1981, 1998 und 2009 auffallen, an denen sie renoviert wurde.
Die Schlosskirche ist der letzte Überrest des Churfürstlichen Schlosses (erbaut 1040 bis 1060), das damals eines der größten des Innviertels gewesen sein soll. Am 10. August 1298 und als Nachfolgebau am 6. Mai 1389 wurde die Kirche zu Ehren der Mutter Gottes eingeweiht. Das Gemälde am Hochaltar, flankiert von den Statuen der hl. Katharina und hl. Barbara, zeigt die Himmelfahrt Marias.
Im Jahr 1534 schenkten die Bayernherzöge das Schloss samt Schlosskirche und dem dazugehörigen Besitz (Grundstücke und Wälder) der treu dienenden Bürgerschaft von Uttendorf. Diese Stiftung wird heute noch von der Agrargemeinschaft verwaltet und hat somit auch die Schlosskirche in bestem Zustand erhalten. Das Schloss ist zwar noch immer im Gemeindewappen symbolisiert, wurde aber wegen des maroden Zustandes im 18. Jahrhundert abgetragen und als Baumaterial für das St. Josef Krankenhaus in Braunau verwendet.
Nun nehmen wir uns noch die Zeit für einen Blick auf den Markplatz unter uns. Seit der Markterhebung 1481 muss sich seine Gestalt mehrfach verändert haben, doch leider sind viele Schriften den Bränden 1490, 1504 und vor allem dem verheerenden Feuer am 4. Juni 1835, bei dem der ganze Markt in Schutt und Asche gelegt wurde, zum Opfer gefallen. Beim Blick nach Nordosten fallen uns sofort die drei Kirchen des Ortes, die Marktkirche, die Pfarrkirche in Helpfau und die Filialkirche in St. Florian auf, die wir auf unserem weiteren Spaziergang besuchen werden.
Wir gehen hinter der Schlosskirche auf einem Feldweg weiter bis zu einer asphaltierten Straße und diese rechts, bergab ca. 600 m bis zur Marktkirche St. Peter und Paul. Ursprünglich eine Kapelle war sie früher eine Filiale der Pfarrkirche in Helpfau. Sie wurde 1385 von Johann Konrad, Graf zu Burghausen erbaut, der eine ewige Messe stiftete, welche täglich bei Sonnenaufgang zu lesen war. Erst nach 400 Jahren ist diese Messe im Jahre 1785 erloschen. Die Marktkirche konnte nach dem großen Brand im Jahre 1837 durch die Opferwilligkeit der Bevölkerung und Spenden der Filialkirche St. Florian wiederhergestellt werden.
Zurück auf den Markplatz führt der Weg nach Norden und nach dem Marktgemeindeamt nach rechts in Richtung Helpfau, in die neu bepflanzte Allee, an dessen Eingang ein Denkmal an Joseph Straberger erinnert, einem Volkskundler, der durch Ausgrabungen (u. a. die Hügelgräber von Helpfau-Uttendorf) bekannt geworden ist.
Nach etwas mehr als 500 m stehen wir am Eingang des Friedhofs und vor der Pfarrkirche Helpfau. Der Ort „Helphauua“ ist einer der ältesten im Mattigtal und wird bereits zur Zeit Karl des Großen erwähnt. Die Pfarrkirche selbst wird erstmalig 1238 urkundlich mit der Eheschließung eines Dienstmannes aus Michaelbeuern mit einer Leibeigenen des Klosters Ranshofen genannt. Die Kinder aus dieser Ehe sollten den jeweiligen Klöstern zugehören. Zwischen 1724 und 1735 wurde die Kirche in der heutigen Form neu errichtet und dem Hl. Stefan geweiht. Die Pfarrkirche ist die älteste der Gemeinde und hat im Laufe der Jahrhunderte enorme Kosten für Bau- und Reparaturarbeiten verursacht. Z.B. alleine nach dem Brand des Nachbarhofes 1775, bei dem auch die Kirche Feuer fing, wurde für den Wiederaufbau etwa 30.000 Gulden aufgewendet (das wären heute ca. 1,5 Mill. EUR).
Wir verlassen auf der Ostseite den Friedhof und gehen am Gehsteig nach links weiter. Wir biegen nach ca. 350 m noch vor dem Geleise nach links zum Bahnhof ab. Am Bahnhof vorbei überqueren wir nach rechts das Geleise und sehen in etwa 500 m Entfernung die Filialkirche St. Florian.
Die „Kapelle zum hl. Florian hinter den Linden“ wird um das Jahr 800 erstmalig in Schenkungsurkunden an die Domkirche Passau erwähnt. Die Wallfahrtskirche St. Florian wurde 1403 geweiht. Um 1700 war die in gotischem Stil erbaute Kirche ein vielbesuchter Wallfahrtort und daher sehr vermögend. Außer dem vielen Geld brachten die Wallfahrer auch lebende Opfer, die unter den Kirchenangestellten aufgeteilt wurden, oder auch Votivkerzen und Gedenktafeln, die heute noch zu besichtigen sind. Im Laufe der Zeit verlor die Wallfahrtskirche an Bedeutung. Bei Kriegsende wurde unterhalb der Kirche die 6. Deutsche Armee aufgelöst. 17 Soldaten überlebten diese Zeit nicht und wurden hier beerdigt. Eine Friedhofsleuchte erinnert daran.
Der Weg zurück kann nach Belieben erfolgen und ist nicht schwer zu finden, da die Türme der genannten Kirchen von überall zu sehen sind.
Nicht nur weil ich in Uttendorf geboren und aufgewachsen bin, kann ich eine Wanderung in dieser schönen Gemeinde mit einer Zeitreise von der Ritterzeit bis zur Gegenwart sehr empfehlen.
Das wär doch was?
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